Heinkel schrieb in seinem Buch ‚Stürmisches Leben‘ (zitiert aus der Sonderausgabe des Europäischen Buchclubs, S. 199-200):
Fü;r den Sommer des Jahres 1932 war ein ‚internationaler Europarundflug‘, der dritte seiner Art, ausgeschrieben. Ich beschloß, dafür zum ersten Male ein Flugzeug zu bauen, das die für unsere Vorstellungen modernste aerodynamische Linie erhalten sollte. Ich wollte diese Maschine zunächst noch als Holzkonstruktion bauen. Sie erhielt die Bezeichnung He 64, fiel durch einen ungewöhnlich schlanken, schön geformten Rumpf von ovalem Querschnitt und eine Kabine auf, die nach oben durch ein völlig geschlossenes, strömungsgünstiges Cellondach abgedeckt war. Der verhältnismäßig leichte Motor von 150 PS wurde so verkleidet, daß er in der Form des Gesamtflugeuges aufging. Die Flügel waren völlig freitragend und so glatt wie möglich mit Sperrholz beplankt. Neuartige Schlitzflügel sicherten eine niedrige Landegeschwindigkeit. Den Schritt zum einziehbaren Fahrgestell tat ich noch nicht. Rot angestrichen, als ‚Roter Teufel‘, wurde diese He 64 zu einer ersten aerodynamischen Sensation, die der spätere Fliegergeneral Hans Seidemann im August 1932 durch ungewöhnliche Etappensiege auf der internationalen Rundstrecke des Europarundfluges berühmt machte. Er rief einen Begeisterungssturm hervor, als das Flugzeug am Abend des letzten Wettbewerbstages, dem 27. August 1932, schnittig wie ein Pfeil, in Berlin-Staaken landete.
Seidemann hatte für die 7500 km lange Strecke, für die eigentlich eine Flugzeit von sechs Tagen vorgesehen war, nur drei Tage gebraucht. Auf der ersten Etappe, die von Berlin über Warschau, Prag und Wien nach Rom führte, hatte er alle anderen hinter sich zurückgelassen. Er hatte vor allem die Italiener geschlagen, die ihre besten Maschinen aufgeboten hatten, um als erste in ihrer Landeshauptstadt zu sein. Es war zu einem ausgesprochenen Wettkampf zwischen dem Italiener Colombo und Seidemann gekommen. Aber Seidemann landete mit meinem ‚roten Teufel‘ mit weitem Vorsprung als erster in Rom. Am nächsten Morgen startete er zur zweiten Etappe, über Florenz, Nizza, Lyon, Stuttgart und Bonn nach Paris. Am Abend dieses Tages erwartete kein Mensch in Paris, daß bereits eines der beteiligten Flugzeuge eintreffen würde. Die Flughafenangestellten waren zum Teil schon nach Hause gegangen, als sich am Himmel das Geräusch eines schnell näher kommenden Flugzeuges bemerkbar machte. Seidemann landete mit dem ‚Roten Teufel‘. Das hatte man noch nicht erlebt. Die Presseleute alarmierten noch am Abend dieses Tages ihre Zeitungen in ganz Europa. Aber damit war es noch nicht zu Ende. Seidemann hatte sich fest vorgenommen, auch die dritte Etappe von Paris über Amsterdam, Kopenhagen, Göteborg und Hamburg nach Berlin in einem Tag zurückzulegen. Er schaffte auch das. Der Jubel der versammelten Menge in Berlin Staaken kannte tatsächlich keine Grenzen.